Dieses Gedicht von Friedrich Hebbel (1813-1863) gehört zu den bekanntesten und, wie ich finde, auch zu den schönsten deutschen Herbstgedichten. In zwei recht kurzen, aber sprachlich und inhaltlich ausgefeilten, gut strukturierten Strophen preist der Dichter die Schönheit eines Herbsttages. Hebbel ist der Epoche des Realismus zuzurechnen, und entsprechend nüchtern, nicht ohne Gefühl, aber dennoch distanziert, beschreibt er in der ersten Strophe seine Naturbeobachtung. In der 2. Strophe folgt eine Stellungnahme, indem der Dichter dazu aufruft, nicht in das Naturgeschehen einzugreifen.
Das Fallen der Früchte, das auch den Herbst des Lebens symbolisiert, ist bei Hebbel nicht von Trauer geprägt, sondern ist ein ruhiges, fast heiteres Geschehen, eine stille "Feier der Natur", ein erfülltes Leben, das sich ganz natürlich vollendet.
Rita Dadder
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
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Vorschaubild: Fotografie und Fotobearbeitung: Rita Dadder