Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Horst Nalewski

Goethe hat ihn bewundert

Goethes Begegnungen mit Felix Mendelssohn Bartholdy

Der Musikkenner und international geachtete Literaturwissenschaftler Horst Nalewski erzählt anhand fünf ausgewählter Beispiele von dem außergewöhnlichen Aufeinandertreffen und Zusammenwirken zweier Künstler. Hörbeispiele sind über QR-Codes abrufbar.

O alte Burschenherrlichkeit

O alte Burschenherrlichkeit

Verklärte Erinnerungen

Das Wort Bursche entstammt dem lateinischen Wort „bursa", welches Beutel bedeutet. Im übertragenen Sinn bezeichnet es auch eine (finanzielle) Interessengemeinschaft (daher das Wort „Börse"). In der frühen Neuzeit waren Bursen studentische Wohngemeinschaften. Von ihnen abgeleitet wurde ab dem 18. Jahrhundert der Name Bursch(e) vor allem für Studenten gebraucht. Im Jahr 1815 wurde in Jena die sog. Urburschenschaft gegründet. Sie hatte die Vereinigung aller deutschen Studenten über die Grenzen ihrer landsmannschaftlichen Herkunft hinweg zum Ziel. Die Urburschenschaft wurde in der Folgezeit zum Vorbild für die Gründung weiterer unterschiedlicher Studentenverbindungen. Deren studierende (Voll-) Mitglieder werden bis heute als „Burschen" bezeichnet.

In dem folgenden Lied sinnt ein unbekannter alter Burschenschaftler der goldenen Zeit nach, in der er als Student froh und ungebunden mit seinen Bundesbrüdern die Welt erobern wollte. Nun ist er alt geworden und stellt wehmütig fest, dass vieles von seinen Idealen und Schwärmereien den Bedingungen und Notwendigkeiten des Alltags zum Opfer gefallen ist. Was ihn noch bewegt, sind die Treue und der Zusammenhalt aus alten Tagen.

Die „alte Burschenherrlichkeit" ist zum Begriff für Nostalgie und verklärte Erinnerungen geworden.

Florian Russi

 

O alte Burschenherrlichkeit
wohin bist du entschwunden
Nie kehrst du wieder gold´ne Zeit
so froh und ungebunden!
Vergebens spähe ich umher
ich finde deine Spur nicht mehr.
O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum

Den Burschenhut bedeckt der Staub
Es sank der Flaus in Trümmer
Der Schläger ward des Rostes Raub
Erblichen ist sein Schimmer
Verklungen der Kommersgesang
Verhallt Rapier- und Sporenklang
O jerum . . . .

Wo sind sie, die vom breiten Stein
Nicht wankten und nicht wichen
Die ohne Moos bei Scherz und Wein
Dem Herrn der Erde glichen?
Sie zogen mit gesenktem Blick
In das Philisterland zurück.
O jerum . . . .

Da schreibt mit finsterem Amtsgesicht
Der eine Relationen.
Der andere seufzt beim Untericht
Und der macht Rezensionen
Der schilt die sünd'ge Seele aus
Und der flickt ihr verfallnes Haus.
O jerum . . . .

Allein das rechte Burschenherz
Kann nimmermehr erkalten
Im Ernste wird, wie hier im Scherz
Der rechte Sinn stehts walten
Die alte Schale nur ist fern
Geblieben ist uns doch der Kern
Und den laßt fest uns halten

Drum Freunde reichet euch die Hand
Damit es sich erneue
Der alten Freundschaft heil'ges Band
Das alte Band der Treue
Klingt an und hebt die Gläser hoch
Die alten Burschen leben noch
Noch lebt die alte Treue

 

*****

Vorschaubild: Rita Dadder

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Ergo Bibamus
von Johann Wolfgang von Goethe
MEHR
Im schwarzen Walfisch zu Askalon
von Joseph Victor von Scheffel
MEHR
In allen guten Stunden
von Johann Wolfgang von Goethe
MEHR
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein
von Joseph Victor von Scheffel
MEHR
Heidelberg, du Jugendbronnen
von Albrecht Graf von Wickenburg
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen