Der „König in Thule" ist eines der populärsten Balladen Johann Wolfgang von Goethes. Die zahlreichen Vertonungen des Gedichts tragen eminent dazu bei. Besonders durch die Vertonung Carl Friedrich Zelters erfuhren die Verse einen hohen Bekanntheitsgrad.
Das Gedicht ist Teil in Faust 1 in der Szene „Abend". Als Gretchen nach Hause kommt, fühlt sie sich ängstlich und unsicher, denn sie spürt, dass jemand da gewesen war, den sie nicht kennt. Durch das Singen des Liedes „Der König in Thule" versucht sie sich zu beruhigen.
Die Ballade hat einen sehr märchenhaften Charakter: So ist der Ort Thule ein mystischer Ort in der antiken Mythologie und die Figur des Königs sehr charakteristisch für das Märchen. Durch Redewendungen wie „Es war (einmal)...", wird dieser Eindruck nochmals verstärkt.
Das Lied handelt von der Treue des Mannes zu seiner Geliebten, die über den Tod hinausgeht. Der Becher dient dabei als Symbol der Treue.
Luise Knoll
1. Strophe
Es war ein König von Thule,
gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.
2. Strophe
Es ging ihn nicht darüber,
er leert' ihn jeden Schmaus,
die Augen gingen ihm über,
sooft er trank daraus.
3. Strophe
Und als er kam zu sterben
zählt er seine Städt im Reich,
gönnt allen seinen Erben
den Becher nicht zugleich.
4. Strophe
Er saß beim Königsmahle,
die Ritter um ihn her,
auf hohem Vätersaale
dort auf dem Schloss am Meer.
5. Strophe
Dort stand der alte Zecher,
trank letzte Lebensglut,
und warf den heil'gen Becher
hinunter in die Flut.
6. Strophe
Er sah ihn stürzen,
trinken und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
trank nie einen Tropfen mehr.
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Notensatz: Hanna Glietz