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Reden wir von der Liebe

Florian Russi (Hrsg.)

Liebe ist ein Thema, das jeden berührt...Ein manchmal ernüchterndes und zugleich poetisches Buch.

An die Freude

An die Freude

Friedrich Schiller

Eines der weltweit bekanntesten Lieder ist Schillers (1170-1827) Ode „An die Freude". Berühmt wurde sie vor allem durch die Vertonung in Beethovens 9. Symphonie, die seit 1985 zur Hymne der Europäischen Gemeinschaft und vielfach interpretiert und variiert wurde. Auch andere bedeutende Komponisten wie Carl-Friedrich Zelter und Franz Schubert haben Melodien zu Schillers Text geschrieben. Die im folgenden vorgestellte ist eine Volksweise, die bei Gesangsvereinen, Schulklassen oder Studentenverbindungen beliebt ist.

Schiller schrieb die Ode 1785 auf Wunsch und zu Ehren seines Bewunderers und Gönners Christian Gottfried Körner (1756-1831). Der hatte den zu dieser Zeit verarmten Dichter bei sich in Leipzig und Dresden aufgenommen und großzügig unterstützt. So konnte Schiller zu Recht jubilieren: „Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein...". Ansonsten hat er die Ode nicht für sein Meisterwerk gehalten und sie nicht sonderlich geliebt. In einem Brief an Körner schrieb er im Jahr 1800, das Gedicht habe für die Welt keinen Wert. Wie sich zeigte, war die Welt darin jedoch nicht seiner Meinung.

Florian Russi

  

 

 

 

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1. Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.


(Alle:) Seid umschlungen Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen.

2. Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdengrund!
Und wer´s nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund.


(Alle:) Was den großen Ring bewohnet, huldige der Sympathie! Zu den Sternen leitet sie, |: wo der Unbekannte thronet.:|

3. Freude trinken alle Wesen
an den Brüsten der Natur;
alle Guten, alle Bösen folgen
ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns
und Reben, einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
und der Cherub steht vor Gott.


(Alle:) Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt? Such ihn überm Sternenzelt: |: Über Sternen muß er wohnen.:|

4. Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur;
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
die des Sehers Rohr nicht kennt.


(Alle:) Froh, wie seine Sonne fliegen durch des Himmels prächt´gen Plan, laufet, Brüder, eure Bahn, |: freudig wie ein Held zum Siegen.:|

5. Aus der Wahrheit Feuerspiegel
lächelt sie den Forscher an;
zu der Tugend steilem Hügel
leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
sieht man ihre Fahnen wehn,
durch den Riß gesprengter Särge
sie im Chor der Engel stehn.


(Alle:) Duldet mutig, Millionen, duldet für die bess´re Welt! Droben, überm Sternen-zelt, |: wird ein großer Gott belohnen:|

6. Göttern kann man nicht vergelten;
schön ist´s, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
unserm Todfeind sei verziehn;
keine Träne soll ihn pressen,
keine Reue nage ihn.


(Alle:) Unser Schuldbuch sei vernichtet, ausgesöhnt die ganze Welt! Brüder - überm Sternenzelt |: richtet Gott, wie wir gerichtet. :|

7. Freude sprudelt in Pokalen;
in der Traube gold´nem Blut
trinken Sanftmut Kannibalen,
die Verzweiflung Heldenmut. -
Brüder, fliegt von euern Sitzen,
wenn der volle Römer kreist,
laßt den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem gu-ten Geist!


(Alle:) Den der Sterne Wirbel loben, den des Seraphs Hymne preist, die-ses Glas dem guten Geist |: überm Sternenzelt dort oben! :|

8. Festen Mut in schweren Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint.
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Konigsthronen, -
Brüder, gält´ es Gut und Blut,
dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!


(Alle:) Schließt den heil´gen Zirkel dichter, schwört bei diesem goldenen Wein, dem Gelübde treu zu sein, |: schwört es bei dem Sternenrichter! :|

   

*****

Vorschaubild: Rita Dadder unter Verwendung eines Autographs von Schillers Ode an die Freude aus dem Jahr 1785, versteigert 2011 bei Moirandat in Basel.

Gesetzt von Tiffany Tabbert
 

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