Mit der Oper Nabucco (ital. Nebukadnezar) schuf der italienische Komponist Verdi ein Werk, dessen Melodie sich bis heute in das Gedächtnis einprägt. Zumindest trifft diese Behauptung auf den Chor der Gefangenen zu, der hier näher beleuchtet werden soll. Die Oper selbst komponierte Verdi im Jahr 1841, am 9. März 1842 wurde sie im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Das Libretto stammt von dem italienischen Dichter und Librettist Temistocle Solera.
Im Vordergrund der Handlung stehen zum einen die Bestrebungen des jüdischen Volkes, sich aus der babylonischen Gefangenschaft zu befreien, zum anderen beschäftigt sich das Stück inhaltlich mit dem Hauptdarsteller Nabucco, der danach strebt, sich selbst zu Gott zu machen.
Va, pensiero, sull‘ ali dorate, in deutscher Übersetzung „Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen“ wird im dritten Akt der Oper von dem Chor der Hebräer gesungen. Sie beklagen darin die schwere, ihnen auferlegte Arbeit sowie ihr fernes Heimatland und rufen Gott um Hilfe an.
Carolin Eberhardt
1. Va, pensiero, sull'ali dorate
Va, ti posa sui clivi, sui colli
Ove olezzano tepide e molli
L'aure dolci del suolo natal!
2. Del Giordano le rive saluta
Di Sionne le torri atterrate
Oh mia Patria sì bella e perduta!
O membranza sì cara e fatal!
3. Arpa d'or dei fatidici vati
Perché muta dal salice pendi?
Le memorie nel petto raccendi
Ci favella del tempo che fu!
4. O simile di Solima ai fati
Traggi un suono di crudo lamento
O t'ispiri il Signore un concento
Che ne infonda al patire virtù!
Deutsche Übersetzung
1. Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen,
lass dich nieder auf jenen Hängen und Hügeln,
wo sanft und mild der wonnige Hauch
der Heimaterde duftet.
2. Grüße die Ufer des Jordan,
die zerfallenen Türme Zions…
O mein Vaterland, du schönes, verlorenes!
O Erinnerung, du teure, verhängnisschwere!
3. Goldene Harfe der Schicksalsverkünder,
warum hängst du stumm am Weidenbaum?
Entzünde neu die Erinnerung in den Herzen,
sprich uns von den Tagen von einst!
4. O passend zu den Schicksalen Jerusalems
bring einen schmerzlichen Klageton hervor!
Möge dir der Herr einen Klang eingeben,
der Kraft zum Leiden verleiht.
Weitere Strophen
5. Zieh, Gedanke, auf goldenen Schwingen,
zieh und ruhe auf Fluren und Hügeln!
Lass die Sehnsucht den Lauf dir beflügeln
bis zu Zions Gebirge und Tal!
6. Grüß die Ufer des Jordans, die schönen!
Zu dem Tempel des Herrn mögst du dringen!
Ach, die Heimat, nach der wir uns sehnen,
grüß, Gedanke so süß und voll Qual!
7. Goldne Harfe der göttlichen Seher,
warum hängst du so stumm an der Weide?
Schenke Hoffnung und Trost uns im Leide
und erzähle von glorreicher Zeit.
8. Auch vom Schicksal geschlagner Hebräer
singe, Harfe, in klagenden Tönen.
Mit dem Willen des Herrn zu versöhnen,
schenk uns Hoffnung, zu tragen dies Leid!
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Vorschaubild:
Copertina libretto "Nabucco" dramma lirico in quattro atti di Temistocle Solera musica di Giuseppe Verdi - edizioni Ricordi, 1923 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.