Eine wahre Freundschaft hält auch großen Distanzen, ja sogar dem Tode stand. Diese Aussage transportiert das ursprünglich aus Schlesien stammende Volkslied. Ob in der heutigen Zeit oder in einem früheren Jahrhundert, Freundschaften bleiben für den Menschen als soziales Wesen unverzichtbar. So bleibt auch das tiefsinnige und sentimentale Stück Wahre Freundschaft soll nicht wanken ein zeitloses Werk. Erstmalig erschienen ist es in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts und erfuhr zunächst eine Verbreitung in Schlesien, Franken und Hessen. Seine wachsende Popularität verdankt es der Publikation Magnus Böhmes, dessen Variation den Titel Mädchentreue trug. Bereits im 19.Jahrhundert war das Volkslied im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt und beliebt, nicht zuletzt durch die zahlreichen Variationen und Veröffentlichungen, so zum Beispiel durch die Publikation in Franz Wilhelm von Dithfurts Fränkischer Liedersammlung 1855.
Carolin Eberhardt
1. Strophe
Wahre Freundschaft soll nicht wanken,
wenn sie gleich entfernet ist,
lebet fort noch in Gedanken
und der Treue nicht vergisst.
2. Strophe
Keine Ader soll mir schlagen,
wo ich nicht an dich gedacht;
für dich werd ich Liebe tragen
bis in tiefe Todesnacht.
3. Strophe
Wenn der Mühlstein traget Reben
und daraus fließet süßer Wein,
wenn der Tod mir nimmt das Leben,
hör ich auf dein Freund zu sein.
4. Strophe
Jetzo schlägt die Trennungsstunde
reißt gewaltsam mich von dir;
es schlägt zu früh die Scheidestunde,
ach, ich fand mein Glück in dir.
5. Strophe
So nimm denn hin vom blassen Munde
den Abschiedskuss, der weinend spricht
und denk an diese Trennungsstunde
o einz'ger Freund, vergiß mein nicht.
6. Strophe
Im Stillen werd ich Tränen weinen
und träumend dir zur Seite stehn,
und seh ich Gottes Sonne scheinen
werd ich für dich um Segen flehn.
*****
Vorschaubild: Engelfigur, 2017, Urheber: 6657176 via pixabay sowie Orginaldruck aus dem Fränkischen Liederbuch, 1855, Urheber: Franz Wilhelm von Dithfurt; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.
Noten gesetzt von Carolin Eberhardt.