Das Abendlied gehört zu den beliebtesten deutschen Gesangstexten. Vorlage war das Gedicht „Nun ruhen alle Wälder" des Theologen und Kirchenliederdichters Paul Gerhardt (1607-1676). Johann Gottfried Herder nahm es kurz nach seiner Erstveröffentlichung im Vossischen Musenalmanach in seine Volksliedersammlung auf und trug damit sehr zu seiner Popularität bei. Der Schriftsteller Florian Russi hat es als eines der schönsten Zeugnisse um Religiosität und Menschlichkeit bezeichnet. Der Text wurde mehrfach, zuletzt von Herbert Grönemeyer, vertont.
Lisa Neumann
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolzen Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinnste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
So legt euch denn ihr Brüder
in Gottes Namen nieder.
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und lass uns ruhig schlafen
und uns'ren kranken Nachbarn auch.
Hier geht es zum kostenlosen Notendownload
---
Musik: Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800)
*****
Vorschaubild: Rita Dadder