Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Gerhard Klein

Mecklenburg-Vorpommern-Skizzen

Die wundervollen detailreichen Skizzen Gerhard Kleins werden durch informative Kurztexte ergänzt. Bedeutende Sehenswürdigkeiten von Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Heft in liebevollen Bildern gesammelt. 

Die Dolchstoßlüge

Die Dolchstoßlüge

Florian Russi

Alternatives Faktum mit bösen Nachwirkungen

Schlacht im 1. Weltkrieg
Schlacht im 1. Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg (1914–1918) war einer der unsinnigsten und grausamsten Kriege in der Geschichte.

Mit dem Kriegseintritt der USA auf Seiten der „Entente“-Staaten (England, Frankreich u. a.) war die Niederlage der Mittelmächte (Deutschland, Österreich u. a.) besiegelt. Die Front im Westen war nicht mehr zu halten. Der Krieg hatte die deutschen Ressourcen überfordert und aufgebraucht. Im Land breitete sich eine Hungersnot aus. Zehntausende starben an Entbehrungen und an der sich ausbreitenden „Spanischen Grippe“. Das aber störte die deutsche Militärführung weniger als die zu erwartende militärische Niederlage. Sie drängte deshalb die Reichsregierung dazu, in Waffenstillstandsverhandlungen mit den Entente-Mächten einzutreten. Die aber bestanden im Bewusstsein ihrer Überlegenheit auf einer entwürdigenden deutschen Kapitulation.

Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg
Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg

Als es später in der Weimarer Republik vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu einer Untersuchung der Kriegsumstände kam, sagte der als Zeuge geladenen Generalfeldmarschall von Hindenburg aus, der Krieg sei gegen den Willen der Obersten Heeresleitung von zivilen Politikern entfacht worden. Die Reichswehr sei aber in der Lage gewesen, den Krieg zu gewinnen, wenn nicht politische und gesellschaftliche Kräfte im Heimatland ihr in den Rücken gefallen wären und sie im Stich gelassen hätten.

Das war eine Lüge, die umso unverschämter war, als Hindenburg seit 1916 der Chef dieser Heeresleitung war, welche die Reichsregierung zu den Waffenstillstandverhandlungen gedrängt hatte. Dem verunsicherten deutschen Unterhändler Matthias Erzberger hatte er als Chef der Obersten Heeresleitung telegraphiert: „Bedingungen auch dann akzeptieren, wenn keine Verbesserung möglich“.* Hindenburg, der 1925 zum deutschen Reichspräsidenten gewählt wurde, war ein „Kommisskopf“ und erwies sich gegenüber der aufkommenden Hitlerdiktatur als Versager.

Rednerposen von Adolf Hitler
Rednerposen von Adolf Hitler

Hitler griff die Einlassung des Zeugen Hindenburg begierig auf und sprach vom Dolchstoß, den die politischen Parteien, Juden und Demokraten der Reichswehr von hinten in den Rücken versetzt hätten. Andernfalls wäre der Krieg erfolgreich beendet worden. Damit sprach er vielen aus dem Herzen, die den fürchterlichen Krieg überlebt hatten, an dessen Folgen litten und ihr Leben nicht umsonst eingesetzt haben wollten. Das war ein wesentlicher Grund dafür, dass im folgenden Zweiten Weltkrieg Soldaten wie Zivilisten in Deutschland der Meinung waren, dass man niemals aufgeben dürfe.

Obwohl spätestens seit Anfang 1944 deutlich wurde, dass Deutschland auch diesen Krieg verlieren würde, wurde weiter gekämpft und Millionen Soldaten und Zivilisten verloren sinnlos ihr Leben. In den letzten 12 Monaten des Krieges wurden mehr Menschen getötet als in den 5 Jahren zuvor. Die Die Getöteten konnten sich an der späteren Geschichtsaufklärung nicht mehr beteiligen.

*****

* Quelle: Werner Biermann, Konrad Adenauer. Rowohlt-Berlin Verlag, Berlin 2017, S. 112.

Bildquellen:
- Vorschaubild: Berlin, 1. Mai-Feier 1933. Reichspräsident Paul v. Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler im offenen Wagen.
Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14569 / CC BY-SA 3.0, via wikimedia commons
- Schlacht im 1. Weltkrieg. (Schlacht von Deville Wood, Somme) Zeichnung von Ed. H.W. Wilson, ca. 1917.
- Paul von Hindenburg 1934 in Berlin. Bundesarchiv, Bild 102-00783 / CC-BY-SA 3.0,
via wikimedia commons
- Rednerposen von Adolf Hitler. Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-10460 / Hoffmann, Heinrich / CC-BY-SA 3.0, via wikimedia commons

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Friedrich Froebel
von Johannes Froebel-Parker
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen