Ein melancholisches Herbstgedicht schuf der spätromantische Schriftsteller Lenau mit seiner "Herbstklage". Die Erinnerung an die sonnigen Tage des Jahres erfüllen die Seele mit Schwermut, denn „(des Herbstes) banges Treiben (rauscht)“ schon überall. Lenau geht sogar noch weiter, indem er die Natur personalisiert. Ihr Sterben im Herbst wird deutlich durch die „Sterbeseufzer der Natur“, mit welchem der Dichter den Herbstwind beschreibt. Die letzte Strophe beinhaltet ein Resümee über das vergangene Jahr.
Carolin Eberhardt
Holder Lenz, du bist dahin!
Nirgends, nirgend darfst du bleiben!
Wo ich sah dein frohes Blühn,
Rauscht des Herbstes banges Treiben.
Wie der Wind so traurig fuhr
Durch den Strauch, als ob er weine;
Sterbeseufzer der Natur
Schauern durch die welken Haine.
Wieder ist, wie bald! Wie bald!
Mir ein Jahr dahingeschwunden!
Fragend rauscht es aus dem Wald:
Hat dein Herz sein Glück gefunden?
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Vorschaubidl: Autumn Landscape, 1870, Urheber: Alfred Thompson Bricher via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Welkende rote Rose, 2017, Urheber: 4366904 via Pixabay CCO; bearbeitet von Carolin Eberhardt.