Manchmal liegen sie noch unter einer zarten Eisschicht oder leichten Schneeflocken bedeckt und leuchten dann umso mehr in einem kräftigen Kontrast. Die Veilchen schauen in Heines Gedicht als „blaue Frühlingsaugen“ aus dem Gras hervor. In zärtlichen Gedanken pflückt er sie zu einem Strauß. Woran er dabei wohl denkt? An eine Geliebte, seine Herzensdame? Wir wissen es nicht, die Nachtigall aber schon. Denn sie singt seine Gedanken laut in den Wald hinaus, sodass alle Tiere und Pflanzen sie ebenfalls kennen. Der Leser des Gedichtes aber kann sich selbst darüber Gedanken machen, was dem deutschen Dichter dabei im Kopf vorging. Zumindest wird das eigene Herz beim Lesen erwärmt und freut sich auf die kommenden, blumen- und sonnenreichen, milden Frühlingstage.
Carolin Eberhardt
Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.
Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.
Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, dass es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.