Von früh bis spät, auch wenn die Sonne bereits ihren Platz am Himmel an den Mond abgegeben hat, feiern die Blumen in den Maitagen noch ihr fröhliches Frühlingsfest. Gastgeber sind natürlich die Maiglöckchen, die ihre Blumenkolleginnen dann fleißig zum Tanze auffordern. Auch der Mond hat seine Freude an dem lebendigen Treiben, wenn er still vom Himmel hinab blickt. Doch der Frühreif ärgert sich über die ganze Aufregung ein wenig, wenn er am Morgen über die Wiesen zieht. Das Gedicht von Hoffmann von Fallersleben ist, wie so oft in seinen Werken, in einer sehr kindlichen und bildlichen Sprache gestaltet. Es erzählt die Geschichte von Blumen, die sich ihres neu erblühten Lebens erfreuen.
Carolin Eberhardt
Maiglöckchen läutet in dem Tal,
das klingt so hell und fein,
so kommt zum Reigen allzumal,
ihr lieben Blümelein!
Die Blümchen, blau und gelb und weiß
Sie kommen all herbei,
Vergißmeinnicht und Ehrenpreis
Und Veilchen sind dabei.
Mäiglöckchen spielt zum Tanz im Nu
Und alle tanzen dann.
Der Mond sieht ihnen freundlich zu,
hat seine Freude dran.
Den Junker Reif verdroß das sehr,
Er kommt ins Tal hinein;
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr.
Fort sind die Blümelein.
Doch kaum der Reif das Tal verläßt,
da rufet wieder schnell
Maiglöckchen auf zum Frühlingsfest
Und leuchtet doppelt hell.
Nun hält’s auch mich nicht mehr zu Haus
Maiglöckchen ruft auch mich.
Die Blümchen gehn zum Tanze aus,
zum Tanzen geh auch ich!