Der Dichter Joseph von Eichendorff (1788-1857) ist der bekannteste Vertreter der Literatur der deutschen Romantik. Seine Gedichte sind geprägt von christlichem Glauben, Naturnähe, Gefühlsintensität und Menschlichkeit. Das Gedicht „Nachts" ist ein Zeugnis dieser Haltung. Hier erlebt sich der wandernde Dichter als Teil eines ihn tief berührenden Naturschauspiels.
Das Gedicht, ergänzt um den ebenfalls von Eichendorff stammenden „Nachtgruß", wurde von Ernst Dadder (1897-1968) unter dem Titel „Nachtgesang" vertont und u. a. von Siegmund Nimsgern (geb. 1940) gesungen.
Florian Russi
Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen -
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.
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Fotos: Rita Dadder