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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Die Eule und die Taube

Die Eule und die Taube

Jean-Pierre Claris de Florian

Die Eule saß auf einem Ast und beklagte ihr Schicksal. „Wie traurig ist doch mein Geschick“, jammerte sie. „Immer bin ich einsam. Niemand nimmt Anteil an meinen Sorgen, keiner spendet mir Trost. Entflohen ist all mein Glück. Das Alter drückt mich schwer mit vielen Leiden. Ich bin voller Bitterkeit, da ich im Elend verlassen bin.“

Das hörte eine Taube und wurde von Mitleid ergriffen. Sie flog zu der Eule und sagte: „Dein Elend betrübt mich von ganzem Herzen, Ich empfinde mit dir, meine Freundin. Doch eines kann ich nicht begreifen. Hast du keinen Freund, dem du dich anvertrauen kannst? Ich habe den Eindruck, dass du in deinem Leben auf alles verzichtet hast, was dein Herz hätte erfreuen können. Bereust du inzwischen ohne Gattin, Kind oder Freund zu sein?“

Da erwiderte die Eule: „Nein, das tue ich nicht. Was nützen mir Gattin, Kind oder Freund? Ich will, bin, war und werde immer alleine sein. Ich habe nie geliebt und werde niemals lieben.“

„Dann darfst du auch über dein Schicksal nicht traurig sein“, erwiderte da die Taube. „Wenn du jetzt klagst, dann klage gegen dich.“

 Fazit: Wer nur sich und keinen anderen liebt, braucht sich nicht zu beklagen,
 wenn auch er von niemand anderem geliebt wird.

*****

Nacherzählt von Florian Russi

Vorschaubild: Kombination von zwei Bildern a) Taube: Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay, b) Eule: Bild von Maicon Fonseca Zanco auf Pixabay

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