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Die Liebe in Mythen und Sagen

Florian Russi

Broschüre, 24 Seiten
EUR 2,00

Liebesglück und Liebesleid beschäftigen die Menschen seit Jahrhunderten. Ihren Ausdruck fanden sie in zahlreichen Mythen und Legenden, vom frühen Altertum bis in die frühe Neuzeit.

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Die Liebe und die Wissenschaften

Die Liebe und die Wissenschaften

Florian Russi

Alles nur Chemie?

Bedrücktes Paar
Bedrücktes Paar

Das griechische Wort »Philosophie« bedeutet »Liebe zur Wissenschaft«. Standesgemäß haben sich viele Philosophen mit dem Thema »Liebe« befasst. Sie waren es auch, die ihr verschiedene Bedeutungen zuordneten.

Für den Altmeister der griechischen Philosophie EMPEDOKLES, der im 5. Jahrhundert vor Christus lebte, waren das Gegensatzpaar Liebe und Streit (Hass) die Antriebskräfte des Universums. In seinen Betrachtungen über die Natur finden wir die Aussage: »Denn wie Liebe und Streit ehedem waren, so werden sie zukünftig sein. Auch in Ewigkeit werden diese beiden nicht aufhören zu existieren.«

Einige Zeilen später heißt es dann: »Bald vereinigen sich alle (Elemente und Lebewesen) zu einer Ordnung der Liebe, bald auch trennen sie sich wieder im Hass des Streites. Indem nun auf diese Weise Eines aus Mehrerem und Mehreres wiederum aus dem Zerfall des Einen entsteht, findet ein ständiges Werden und Verändern statt, das niemals aufhört.«

Die Lehren des Empedokles beinhalten eine Verbeugung vor der Macht der Liebe, aber auch der des Hasses.

In der antiken Philosophie wurden vier Hauptformen der Liebe unterschieden:

  • - die »Philia« als die gegenseitige Zuneigung und freundschaftliche Beziehung, die aus beiderseitiger Anerkenntnis, Verstehen und Füreinander-Dasein besteht.
  • -der »Eros« als die körperlich-sinnliche Liebe und Leidenschaft, das Begehren des geliebten Menschen oder Gegenstands, dass Angewiesen sein auf Zuneigung, Nähe und Hingabe.
  • - die »Agape« als die Liebe, die eigene Wünsche und Bedürfnisse hintanstellt und das Wohl und die Förderung des anderen im Blick hat. Hierunter sind auch die Begriffe »Nächsten-« und »Feindesliebe« einzuordnen.
  • -die »Stoika« als die Liebe zu einer bestimmten Beschäftigung (Hobby).

Der große Philosoph PLATON (427-347 v. Chr.) gestaltete in seinem Werk »Das Gastmahl« (Symposion) einen Gelehrtendiskurs über die Liebe. Seinen Lehrmeister Sokrates lässt er berichten, eine weise Frau habe ihm anvertraut, dass die Liebe der Trieb zum Schönen und damit auch zur Weisheit sei. Sie sei der Drang, das Gute für immer zu besitzen. Was beim jungen Menschen damit beginne, dass er die Schönheit eines anderen für sich gewinnen und besitzen wolle, müsse stufenweise beim reiferen Menschen dazu führen, nach der Schönheit an sich zu streben. Die Liebe ist danach ein Antrieb zu Erkenntnis und Vervollkommnung.

Platon (links) und Aristoteles
Platon (links) und Aristoteles

Einen anderen Teilnehmer des Gastmahls lässt Platon den Mythos vom ursprünglich zweigeschlechtlichen Kugelmenschen vortragen. Aus Furcht und Eifersucht habe der Göttervater Zeus dieses Urwesen in zwei Teile getrennt und diese dann in der Welt verstreut. Um ihre frühere Identität wieder zu finden, suchten deshalb die Menschen nach der zu ihnen passenden anderen Hälfte. Wenn ihnen dies gelänge, würden sie zur alten Stärke zurückkehren.

Für Platon war die ideale Liebe die, welche das Streben nach philosophischer Erkenntnis förderte. Aus seiner Liebeslehre wurde der Begriff »platonische Liebe« hergeleitet. Mit ihr bezeichnet man heute die enge Verbundenheit zwischen zwei Menschen, die sich viel bedeuten und gegenseitig fördern, anregen und glücklich machen wollen, dabei aber keine körperliche Beziehung eingehen. Die Textstelle im Symposion, die dem Begriff zugrunde gelegt wird, lautet: »Schlecht ist jener gemeine Liebhaber, der mehr den Leib als die Seele liebt.«

Platons Schüler ARISTOTELES (384-322 v. Chr.) hat die Gedanken seines Lehrers fortgeführt und erweitert. Er prägte den berühmten Satz: »Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.«

Auch die moderne Wissenschaft hat sich des Themas Liebe angenommen. Als ein grundlegendes Werk gilt »DIE KUNST DES LIEBENS«, geschrieben von dem Psychotherapeuten ERICH FROMM (1900-1980). Für ihn ist die Liebe der Schlüssel zu Humanität und menschlichem Fortschritt. Eigenliebe, die Liebe zwischen zwei Menschen und die Liebe zum Nächsten und allen anderen Wesen stellen keinen Widerspruch dar, sondern bedingen und ergänzen sich.

Einige markante Aussagen in Fromms Werk will ich hier zitieren:

- Es gibt kaum eine Aktivität, kaum ein Unterfangen, das mit so ungeheuren Höhungen

und Erwartungen begonnen wird und das mit einer solchen Regelmäßigkeit fehlschlägt wie die Liebe.

- Liebe ist eine Kunst, genauso wie Leben eine Kunst ist; wenn wir lernen wollen zu

lieben, müssen wir genauso vorgehen, wie wir das tun würden, wenn wir irgendeine andere Kunst, zum Beispiel Musik, Malerei, das Tischlerhandwerk oder die Kunst der Medizin oder der Technik lernen wollten.

  • -Infantile Liebe folgt dem Prinzip: »Ich liebe, weil ich geliebt werde«. Reife Liebe folgt dem Prinzip: »Ich werde geliebt, weil ich liebe«. Unreife Liebe sagt: »Ich liebe dich, weil ich dich brauche«. Reife Liebe sagt: »Ich brauche dich, weil ich dich liebe«.
  • -Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einzigen »Objekt« der Liebe bestimmt.

- Ich will, dass der andere um seiner selbst willen und auf seine eigene Weise wächst

und sich entfaltet und nicht mir zuliebe. Wenn ich den anderen wirklich liebe, fühle ich mich eins mit ihm, aber so, wie er wirklich ist, und nicht, wie ich ihn als Objekt zu meinem Gebrauch benötige.

- Die Liebe sollte im Wesentlichen ein Akt des Willens, des Entschlusses sein, mein

Leben völlig an das eines anderen Menschen zu binden.

- Man übersieht einen wesentlichen Faktor in der erotischen Liebe - den Willen.

Jemanden zu lieben, ist nicht nur ein starkes Gefühl, es ist auch eine Entscheidung, ein Urteil, ein Versprechen.

Verlobung
Verlobung

Andere Wissenschaftler haben versucht, die Liebe mess- und dokumentierbar zu machen. Statistiken wurden erstellt, aus denen hervorgeht, wie viele Liebesbeziehungen wieder zu Bruch gehen und dass selbst bei den verliebtesten Paaren Begeisterung und Leidenschaft füreinander nach wenigen Jahren des Zusammenseins abklingen.

Evolutionspsychologen haben herausgefunden, dass Frauen nach Partnern suchen, die wohlhabend und mächtig sind und Männer Frauen bevorzugen, deren Schönheit und Wohlgestalt auf gesunde Gene schließen lassen.

Die Soziologie hat die Erkenntnis der alten Philosophen bestärkt, dass es viele verschiedene Formen der Liebe gibt. Sie hat diese ergänzt und analysiert. Liebe zwischen zwei sich bisher unbekannten Partnern, Mutter-, Geschwister-, Freundesliebe, romantische und vernunftsbezogene Verbindungen und vieles andere mehr waren Gegenstand ihrer Untersuchungen. Unter anderem hat die Frage interessiert, warum und unter welchen Umständen sich unter Millionen von Menschen zwei Einzelwesen näher kommen und sich - unter Ausschluss anderer - füreinander entscheiden.

Biochemiker haben ermittelt, dass die Liebe in engem Zusammenhang mit biologischen und chemischen Vorgängen im menschlichen Körper stehe. Das Verliebtsein gehe Hand in Hand mit einer Reihe von körperlichen Reaktionen wie der Reizung bestimmter Hirnteile. Es würden Botenstoffe erzeugt und in Gang gesetzt, die für Art und Dauer der Liebesbeziehung verantwortlich seien. Daraus wird häufig der Schluss gezogen, dass die Liebe kein freiwilliges Unterfangen ist und mit dem Nachlassen der natürlichen Reize meist wieder ein schnelles Ende findet. Dies käme der Vorstellung von »Amors Pfeil« entgegen.

Solange es die Liebe gibt, wird sie nicht nur die Liebenden, sondern auch die Wissenschaftler beschäftigen. Ein Phänomen, das solch wichtige Vorgänge auslöst wie Familiengründungen, Solidaritätsbewegungen, Verbundenheit mit der Umwelt und Engagement für bestimmte Ziele und Ideale wird seine Bedeutung weder für die Betroffenen noch für die menschliche Gemeinschaft verlieren.

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Bildquellen:

Vorschaubild: Liebespaar - TEENAGE COUPLE EMBRACE ON THE BANK OF THE FRIO CANYON RIVER NEAR LEAKEY, TEXAS, AND SAN ANTONIO - NARA - 554901 Von St. Gil, Marc, 1924-1992, Photographer (NARA record: 8464473) - U.S. National Archives and Records Administration, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17...

Bedrücktes Paar A couple sitting on a pavement, looking unhappy. Von Skedonk - https://www.flickr.com/photos/skedonk/3582153008/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47...

Platon (links) und Aristoteles von Raffael (1483–1520), gemeinfrei

William Adolphe Bouguereau: Der Antrag, gemeinfrei

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