Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Goethe mal eher privat.
Hermann Multhaupt erzählt, wie der Dichterfürst mit seinem Sohn August nach Pyrmont reist, wo er sich von einer schlimmen Krankheit zu erholen sucht.

Karl Philipp Moritz

Karl Philipp Moritz

Hermann Multhaupt

Erst arm, dann angesehen.

Porträt Karl Philipp Moritz, 1790
Porträt Karl Philipp Moritz, 1790

Karl Philipp Moritz war ein Mann, der zahlreiche Berufe ausübte, weil er auf einen mannigfachen Broterwerb angewiesen war. Seinem Fleiß verdankt er schließlich einen Ruf als Hofmeister, anerkannter Redakteur, Schriftsteller, Philosoph, Spätaufklärer und Kunsttheoretiker. Geboren am 15. September 1756 in Hameln gehörte Moritz als Schriftsteller sowohl dem Sturm und Drang, der Berliner Aufklärung, der Weimarer Klassik als auch der Frühromantik an. Er wurde nur 37 Jahre alt.

In ärmlichen vom Pietismus und Quietismus geprägten Verhältnissen wuchs der Sohn eines Militärmusikers auf. Wegen unerträglicher Behandlung brach er seine Lehre als Hutmacher in Braunschweig ab. Sein Konfirmantenpfarrer erkannte die Begabungen des Jungen und vermittelte ihm über einen Wohltäter 1771 den Besuch des Ratsgymnasiums in Hannover. Dann schrieb er sich 1776 als Theologiestudent in Erfurt ein. Eigentlich wollte Karl Philipp Schauspieler werden, doch dieser Versuch misslang. Darauf wurde ihm 1778 die Stelle eines Lehrers am Berliner Gymnasium „zum Grauen Kloster“ angeboten Seit 1784 wirkte er dort als Gymnasiallehrer. Da er bald darauf den Freimauern beitrat, fand er Anschluss an die Berliner Aufklärer.

Goethe betrachtete Karl Philipp Moritz wie einen jüngeren Bruder. Beide kannten sich seit einem gemeinsamen Romaufenthalt 1786. „Er ist wie ein jüngerer Bruder von mir“, bekannte er, „von derselben Art, nur da vom Schicksal verwahrlost und beschädigt, wo ich vorgezogen und begünstigt bin". Goethe liebte Ordnung, seine Werke wurden penibel registriert, während Moritz seine Veröffentlichungen in einer Tonne verwahrte. Moses Mendelssohn und Asmus Jakob Carstens gehörten zum Freundeskreis. Bei einem Aufenthalt 1788 in Weimar unterrichtete Moritz den Herzog Carl August in Englisch. Durch dessen Vermittlung erhielt der Dichter 1789 eine Professur der Theorie der schönen Künste an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Ludwig Tieck, Wilhelm Heinrich Wackenroder und Alexander von Humboldt gehörten zu seinen Schülern.

Karl Philipp Moritz bewunderte den Dichter und Schriftsteller Jean Paul aus Wunsiedel. Seit 1791 gehörte Moritz der Preußischen Akademie der Wissenschaften als Mitglied an. Zugleich ernannte man ihn zum preußischen Hofrat. Seine am 5. August 1792 geschlossene Ehe mit der fünfzehnjährigen Christiane Friederike Matzdorff wurde nach nur vierteljährigem Bestand wegen Untreue der Ehefrau geschieden, doch erfolgte im Mai 1793 die Wiederverheiratung. Moritz starb jedoch bald danach von seiner Frau liebevoll gepflegt, an einem Lungenödem als Folge einer seit seiner Jugend existierenden Krankheit.

Karl Philipp Moritz verfasste viele Arbeiten, so u. a. das Drama „Blunt oder der Gast“, dazu zahlreiche ästhetische Schriften, etwa über „die bildende Nachahmung des Schönen“. Sein vierteiliger Roman „Anton Reiser“ trägt biographische Züge und behandelt das Streben des Titelgebers, Schauspieler zu werden. Das Werden und Scheitern Anton Reisers gilt als einer der ersten psychologischen Romane in deutscher Sprache.  

 

****

Bildquellen:

Vorschaubild: MoritzKP, 1791, Urheber: Karl Franz Jacob Heinrich Schumann via Wikimedia Commons Gemeinfrei; bearbeitet von Carolin Eberhardt.

Moritz1, 1790, Urheber: Friedrich Rehberg via Wikimedia Commons Gemeinfrei; bearbeitet von Carolin Eberhardt.

 

Werbung
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen