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London kommt!

Pückler und Fontane in England

Klaus-Werner Haupt

Hardcover, 140 Seiten, 2019

Im Herbst 1826 reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau erneut auf die Britischen Inseln, denn er ist auf der Suche nach einer vermögenden Braut. Aus der Glücksjagd wird eine Parkjagd, in deren Folge die Landschaftsgärten von Muskau und Branitz entstehen. Auch die Bewunderung für die feine englische Gesellschaft wird den Fürsten zeitlebens begleiten.

Theodor Fontane kommt zunächst als Tourist nach London, 1852 als freischaffender Feuilletonist, 1855 im Auftrag der preußischen Regierung. Seine journalistische Tätigkeit ist weitgehend unbekannt, doch sie bietet ein weites Feld für seine späteren Romane.

Die vorliegende Studie verbindet auf kurzweilige Art Biografisches mit Zeitgeschehen. Die Erlebnisse der beiden Protagonisten sind von überraschender Aktualität.

Konrad von Marburg

Konrad von Marburg

Florian Russi

Eine markante, aber unrühmliche Figur in der deutschen Religionsgeschichte war der Priester und Prediger Konrad von Marburg. Er wurde zwischen 1180 und 1190 geboren, über seine Herkunft ist nichts bekannt. Er entstammte wohl einfachen Verhältnissen, konnte aber, wahrscheinlich an der Universität von Paris, ein theologisches Studium absolvieren und als „Magister“ abschließen. Bald schon fiel er durch seine Beredsamkeit auf und so wurde er 1215 von Papst Innozenz III, zum Kreuzzugsprediger berufen. Er lebte das Armutsideal der damaligen Bettelorden, kasteite sich durch Fasten, Bußübungen und Selbstzüchtigungen.

Konrad kam in Kontakt zur Familie des Landgrafen Ludwig von Thüringen und dessen junger Ehefrau Elisabeth, deren Beichtvater und Seelenführer er wurde. Er brachte Ludwig dazu, an einem Kreuzzug teilzunehmen, bei dem der Landgraf ums Leben kam. Von Elisabeth ließ er sich absoluten Gehorsam schwören. Er bestimmte über alle Einzelheiten ihres Lebens, bespitzelte sie und peitschte sie aus. Nach dem Tod Ludwigs ließ er sich von Papst Gregor IX. zu Elisabeths Vormund einsetzen. Er isolierte sie völlig, nahm ihr die beiden kleinen Töchter weg und verwendete das Erbvermögen, das er für die Gräfin erstritten hatte, für die Errichtung eines Hospitals in Marburg, in dem Elisabeth als Krankenpflegerin arbeitete. Das ihr von Konrad aufgezwungene Leben hielt Elisabeth nicht lange aus. Sie starb 1231 völlig entkräftet mit 24 Jahren.

Nun setzte sich Konrad intensiv für deren Heiligsprechung ein, die dann im Jahr 1235 erfolgte.

Konrad zeigte sich so diensteifrig und erfolgreich, dass ihn Papst Gregor IX. zum Inquisitor ernannte, mit der Verfolgung von Ketzern und Hexen betraute und dabei mit vielen Vollmachten und Privilegien ausstattete. So war er davon entbunden, sich an die üblichen Rechtsverfahren zu halten und konnte willkürlich verhaften und verurteilen.

Konrad wurde zu einem fanatischen Verfolger von Glaubensabtrünnigen, Ketzern, Teufelsanbetern, Hexen und Hexern, bzw. von denen, die er dafür hielt. Er ließ sie grausam foltern und brachte sie anschließend aufs Schafott. Dabei machte er auch vor Adligen und hochgestellten Persönlichkeiten nicht Halt. So klagte er auch den Grafen Heinrich III. von Sayn an, der auf einem Schloss im Westerwald residierte und mit seiner Frau die Betreuung der beiden Töchter Elisabeths übernommen hatte.

Diesmal hatte Konrad sich überschätzt. Der Graf setzte durch, dass er sich vor einem ordentlichen Gericht zur Wehr setzen konnte und dabei frei gesprochen wurde. Enttäuscht zog Konrad zusammen mit zwei Mönchen zurück nach Marburg. Unterwegs wurde er jedoch von sechs Reitern überfallen und zusammen mit seinen Begleitern erschlagen. Dass Graf von Sayn dahinter steckte, lässt sich nur vermuten.

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Vorschaubild: Konrad von Marburg, Detail eines Glasfensters, Glasmalerei aus dem 13. Jh., Elisabethkirche Marburg.
Mcleod, Public domain, via Wikimedia Commons

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