Einer der bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts war der Franzose Albert Camus (1913 - 1960). Er gilt als einer der führenden Köpfe der philosophischen Richtung des Existentialismus, dessen Hauptexponenten Jean-Paul Sartre (1905 – 1980) und seine Partnerin Simone de Beauvoir (1908 – 1986) waren.
Grundtheorie des Existentialismus war: Die Existenz des Menschen steht vor seiner Essenz, d. h. sein Dasein vor dem Sosein oder, anders ausgedrückt: Der Mensch findet sich vor, wie er ist. Sein Dasein ist Zufall. Er lebt mit vielen Problemen wie Angst, Ekel und Begegnung mit dem Bösen, die er individuell bewältigen muss. Unter diesen Bedingungen ist er allein auf sich gestellt und muss daraus für sich selbst das Beste machen. Dabei gibt es keine verbindlichen Regeln, keine vorgegebene Moral, vor allem keinen göttlichen Willen. Das Leben ist nicht vorbestimmt. Es hat keinen bestimmten Sinn. Der Mensch ist absolut frei und muss sein Sosein selbst richten und entwickeln.
Camus ging noch einen Schritt weiter. Zwar vertrat er, anders als Sartre, die Auffassung, dass Existenz und Essenz sich nebeneinander entwickeln würden, doch hielt er die Umstände des menschlichen Lebens nicht nur für ohne vorgegebenen Sinn, sondern für absurd, also für im Grunde widersinnig. Diese Haltung vertrat er in Romanen und Dramen, mit denen er hohe Auflagen erreichte. Sein Roman „Der Fremde“ wurde von den bekannten Zeitungen „Le Monde“ und „Die Zeit“ unter die 100 besten Romane eingereiht. 1957 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Camus hat verschiedene Wege aufgezeigt, mit denen der Absurdität begegnet werden kann. Er lehnte den Glauben an einen Gott ab, war engagierter Humanist.
*****
Bildquellen:
- Vorschaubild: Atelier Harcourt, Public domain, via Wikimedia Commons
- Foto im Text: von United Press International, Public domain, via Wikimedia Commons