Deutschland-Lese

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Die starke Frau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg

Die starke Frau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg

Ursula Brekle

Das Paar 1933 auf der Treppe am Bamberger Haus
Das Paar 1933 auf der Treppe am Bamberger Haus

Schon 1939 hatte Nina mit einem feinen Gespür ihrem Mann Claus auf den Kopf zugesagt: „Spielst du Verschwörerles?" Und er hat es ihr bestätigt. Als sie dann im April 1943 am Bett ihres schwer verwundeten Ehemannes hören musste „Es wird Zeit, dass ich das Deutsche Reich rette!", antwortete sie mit nüchternem Verstand und Humor: „Dazu bist du jetzt in deinem Zustand gerade der Richtige!" Sie musste erkennen, er machte es wahr und schaltete sich ab Herbst 1943 aktiv in den Widerstand gegen Hitler ein. Er ging nach Berlin und stand 1944 im Zentrum des Widerstandes.

Nina wurde 1913 als Tochter des evangelischen Generalkonsuls von Lerchenfeld und seiner Frau Anni, geb. Freiin von Stackelberg, geboren. Sie wuchs in Bamberg auf und besuchte später das Mädcheninternat in Wieblingen, das von Elisabeth von Thadden geleitet wurde, die 1944 aufgrund ihrer Unterstützung der verfolgten Juden in Plötzensee hingerichtet worden ist.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg lernt Nina 1930 in Bamberg kennen. Das Paar heiratet 1933. Ihre Kinder werden in rascher Folge geboren: Berthold 1934, Heimeran 1936, Franz Ludwig 1938 und Valerie 1940. Die Familie lebte inzwischen wieder in Bamberg und der Vater kam etwa alle drei Wochen ein Wochenende zu Besuch. Er brachte geheime Papiere mit, die verbrannt werden mussten, was in der Wohnung in Berlin nicht möglich war.

Konstanze von Stauffenberg, zwei Jahre alt
Konstanze von Stauffenberg, zwei Jahre alt

Konstanze von Schulthess schreibt in ihrem Buch: „ Meine Mutter überflog diese Papiere nur flüchtig, bevor sie sie vernichtete... Doch sie erinnert sich, dass unter anderem auch Flugblätter vom Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) dabei gewesen waren..." Das Ehepaar unterhielt sich über die gefährlichen Pläne, die Claus hatte. Nina kannte nicht nur Namen der Mitverschwörer, sondern sie wusste auch von den Fehlschlägen und von der Notwendigkeit des Attentates selbst. Was sie nicht wusste, dass er selbst das Attentat ausführen würde. Am 21. Juli 1944 musste Nina ihren Kindern sagen: „Ich habe eine schlimme Nachricht für euch... Der Papi hat sich geirrt, deshalb hat man ihn erschossen." Eine Schutzbehauptung. Sie war im dritten Monat schwanger und wird in Sippenhaft genommen. Die Kinder werden in ein Kinderheim nach Bad Sachsa verschleppt. Die Familie erhält darüber keine Information. Für die Mutter Nina begann eine Odyssee durch verschiedene Gefängnisse, danach der Aufenthalt im KZ Ravensbrück. Sie wird stets in strenger Isolationshaft gehalten. In den Verhören, in denen sie nichts ausgesagt hat, was die Gestapo nicht ohnehin wusste, z. B. Namen von Verwandten und Freunden, zeigte sie Mut und Selbstbeherrschung. Ihr Mann hatte ihr befohlen: „Ich sollte mich als dumme kleine Hausfrau mit Kindern und Windeln und schmutziger Wäsche darstellen." Nach dem Krieg wird dieses Verhalten die historische Wahrheit und die Würdigung der Leistung der Ehefrau und Mutter verfälschen. Ihre damalige Situation beschrieb sie so: „Ich sagte mir, du musst unter allen Umständen vernünftig und ruhig bleiben - wegen dem Kind. Vielleicht wäre es schwieriger gewesen ohne das Kind, denn so hatte ich eine Aufgabe, eine Pflicht." Und weiter „... Man organisiert sich." Sie trieb - wie sie sagte - Literatur, erinnerte Musikstücke, rezitierte Gedichte, legte Patiencen und war dankbar für jede Arbeit, die sie verrichten konnte. Es war eine Erlösung, von ihrer Schwägerin Melitta zu erfahren, dass ihre Kinder in Bad Sachsa unter leidlichen Umständen betreut würden. Am 27. Januar 1945 gebar sie, noch immer in Isolationshaft, unter dramatischen Umständen ihre Tochter Konstanze (lateinisch = Standhaftigkeit).

Alleinerziehende Mutter Nina von Stauffenberg mit ihren fünf Kindern 1947
Alleinerziehende Mutter Nina von Stauffenberg mit ihren fünf Kindern 1947

Dann wechselten sie kriegsbedingt mehrfach die Aufenthalte. Die letzten Kriegswirren waren von Auflösung der Strukturen, Plünderungen und wilden Schießereien gezeichnet. In dieser Zeit am 12. April sollte ein Feldgendarm die Mutter mit dem Kind, streng bewacht, nach Schönberg in den Bayrischen Wald bringen. Mit dem Zug quer durch Deutschland strandete die Gruppe nach einer abenteuerlichen Fußwanderung in Trogen bei Hof. Nina konnte den Gendarmen schließlich überzeugen, nach Hause zu gehen. Sie selbst rettete sich mit dem Kind zu Freunden ihres Vaters, die in der Nähe ihren Wohnsitz hatten. Dort wurde sie schließlich von Angehörigen gefunden und nach Hause, in das Schloss Lautlingen gebracht, wo sie ihre Kinder im Juni 1945 wieder in die Arme schließen konnte.

Welches ungewöhnliche Maß an innerer Stärke sie besaß, wie sie unerschütterlich zu ihrem Mann stand, „Rücken an Rücken", welchen Trost und welche Zuversicht sie aus ihrem Schicksal schöpfte, erkennen wir aus einem Gedicht, das Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg in den schwersten Stunden ihres Lebens im KZ Ravensbrück schrieb:

Du bist bei mir,
Wenn auch dein Leib verging,
Und immer ist's, als ob
Dein Arm mich noch umfing.

Dein Auge strahlt mir zu
Im Wachen und im Traum.
Dein Mund neigt sich zu mir,
Dein Flüstern schwingt im Raum.

„Geliebtes Kind! Sei stark
sei Erbe mir!
Wo du auch immer bist
Ich bin bei Dir!"

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Die Autorin dankt Frau Konstanze von Schulthess, geb. Gräfin von Stauffenberg, für die Nutzungsrechte der Familienbilder in diesem Artikel.

Quellen
Von Schulthess, Konstanze: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt. Zürich und München 2008
Von Meding, Dorothee: Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli. Berlin 1992
Madelung, Eva, und Joachim Scholtyseck: Heldenkinder, Verräterkinder. München 2007
Fest, Joachim C.: Hitler. Eine Biographie. Berlin 2006 (9. Auflage)

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