Werte sind Anliegen und Ziele, die der Mensch notwendig braucht, oder die sein Leben sinnvoll bereichern. Die Mittel, um diese Werte zu erreichen, nennt man Tugenden. Solche Tugenden sind zum Beispiel Einsicht und Klugheit.
In Deutschland hat sich eine Organisation gebildet, die sich Werteunion nennt und dabei ist, eine neue Partei zu gründen. Ein Problem für sie ist, dass sie weder notwendig noch sinnvoll ist, noch ihre Verantwortlichen über Einsicht oder Klugheit verfügen.
Die Werteunion hatte sich 2017 gegründet, um einen konservativen Gegenpol gegen die Politik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu bilden. Sie hielt ihr vor, eine sozialistische Politik zu betreiben und „Positionen zu vertreten, die mit einem freiheitlichen und christlichen Weltbild nicht vereinbar sind“. So formulierte es der amtierende Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen in dem Schreiben, in dem er seinen Austritt aus der CDU erklärte. Vorher, bei der Bundestagswahl 2021 hatte er noch im Wahlkreis Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen für die Union kandidiert und war trotz teilweiser Unterstützung der AFD krachend durchgefallen.
Nachdem er im Kleinen gescheitert ist, will er es jetzt im Großen, also bundesweit, wissen. Seine Werteunion zählt etwa 4.000 Mitglieder. Das entspricht in etwa der Mitgliederzahl eines Kleingärtnervereins in einer deutschen Großstadt. Das aber ist nur von der Zahl her zu verstehen. Kleingärtner sind solide und kluge Leute.
Maaßen war früher einmal Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, wurde aber suspendiert.
In seiner Austrittserklärung aus der CDU schrieb er auch davon, dass die Merkelsche Flüchtlingspolitik zu einer Migrationskatastrophe und zu einer unverantwortlichen Energiewende geführt habe. Im Grunde hat er sich und seinen Verein damit selbst ad absurdum geführt. Das wichtigste christliche Gebot ist die Nächstenliebe und im Jahr 2015 bedeutete die Aufnahme von Flüchtlingen die Rettung von Menschenleben und Schutz vor Verfolgung. Historisch gesehen war die Aufnahme der Flüchtlinge natürlich keine konservative Aktion.
In früheren Zeiten war es üblich, dass verfolgte und bedrängte Völker und Stämme nicht um Asyl oder Notaufnahme nachsuchten, sondern gewaltsam in ihre Nachbarländer einfielen (s. Völkerwanderung u. a.)
Über einzelne Maßnahmen der Energiewende kann und muss man streiten. Es geht darum, die richtigen Wege zu finden. Notwendig aber sind sie. Es geht um die Erhaltung menschlichen Lebens. Ist das nicht etwa konservativ? Umweltbewusstsein war gerade in Deutschland schon früher bürgerlich-konservativer Antrieb. Jugendbewegung und Wandervereine beweisen es.
Folglich ist die Werteunion weder christlich noch konservativ, sondern nur lächerlich. Das zeigt sich auch darin, dass sie sich durchaus eine Kooperation mit der rechtreaktionären AFD vorstellen kann. Bei der nächsten Bundestagwahl wird sie nicht über 1 Prozent der Wählerstimmen hinauskommen und nicht in den Bundestag einziehen.
Wem aber nutzt das? Nur den Grünen und Linken, welche die Wertepartei doch bekämpfen will. Auch hier zeigt sich die Schizophrenie des ganzen Unternehmens.
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