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Gerhard Klein

Leipzig-Skizzen

Gerhard Kleins Städteskizzen zeigen jeweils 18 ausgewählte Gebäude, Denkmäler und Plätze der Stadt. Auch Leipzig stellt er in einem zusammengestellten Skizzenheft von seiner charmantesten Seite dar. 

Kriemhild und Siegfried

Kriemhild und Siegfried

Florian Russi

Als Ursage der Deutschen wird das Nibelungenlied bezeichnet. Es enthält ein Geflecht von sagenhaften Überlieferungen, historischen Personen und Ereignissen, höfischen Sitten und Gebräuchen des frühen Mittelalters und Gestaltungen dichterischer Fantasie. Es sind mehrere Versionen des Lieds erhalten. Der Autor wird in Kreisen des ländlichen oder geistlichen Adels im Raum Passau vermutet. Wichtigste Teile sind:

  • die Liebesgeschichte des niederländischen Königssohns Siegfried und der burgundischen Prinzessin Kriemhild,
  • die Rivalität zwischen Kriemhild und Brunhilde, der Frau ihres Bruders, des Burgunderkönigs Gunther, die schließlich in der Ermordung Siegfrieds gipfelt,
  • Kriemhilds Rache.

Florian Russi hat die Geschichte wie folgt zusammengefasst:

Zu den bedeutendsten nordeuropäischen Sagen gehört das »Nibelungenlied«. Es erzählt die abenteuerliche Geschichte von der Liebe zweier Königspaare, die nach ungewöhnlichen Ver­wicklungen, Eitelkeiten und Intrigen im Tod vieler Menschen und im Untergang eines Volkes endete.

Siegfried von Xanten, ein niederländischer Königssohn, kam an den Hof des Burgunderkönigs Gunther in Worms, um dessen Schwester Kriemhild zu freien. Er war ein edler und stolzer Recke, dazu unermesslich reich, denn er hatte sich zuvor den Schatz des Zwergenvolkes der Nibelungen ange­eignet.

Auch Gunther hatte eine Frau in seinem Blickfeld, die er zu seiner Ehegefährtin machen wollte. Doch war diese nicht leicht zu gewinnen. Brunhilde hieß sie, war Königin von Is­land, eine schöne und zugleich außergewöhnlich kräftige Frau. Viele Männer bemühten sich um sie. Doch sie ließ ver­breiten, dass sie nur den heiraten werde, dem es gelänge, sie im Dreikampf zu besiegen.

Dazu reichten Gunthers Kräfte nicht aus. Er bat daher Siegfried um Mithilfe und versprach ihm entsprechende Ge­genleistungen. Dieser willigte ein und erbat sich die schöne Kriemhild zum Lohn.

Siegfried hatte von den Zwergen nicht nur den Nibelun­genschatz, sondern auch eine Tarnkappe erbeutet. Wenn er sie sich überstülpte, wurde er für seine Umgebung unsicht­bar. So half er unerkannt dem Burgunderkönig, die gefürchte­te Brunhilde zu besiegen. Wenig später feierte man in Worms Doppelhochzeit.

Im Falle Gunthers stellten sich dabei neue Hürden auf. Seine frisch angetraute Königin verweigerte ihm den Vollzug der Ehe und fesselte ihn in der Hochzeitsnacht an einen Haken. Wieder war Siegfrieds Eingreifen erforderlich. In der zweiten Hochzeitsnacht verhalf er Gunther dazu, die spröde Isländerin dann doch noch zu entjungfern. Zum Beweis nahm er ihren Ring und ihren Gürtel mit sich. Dann zog er in Begleitung seiner jungen Frau zurück nach Xanten. Dort trat er die Nachfolge seines Vaters an und lebte und regierte glücklich an Kriemhilds Seite.

Zehn Jahre später reisten die beiden wieder nach Worms, um an einem Fest teilzunehmen. Als Brunhilde und Kriemhild gemeinsam einen Gottesdienst im Wormser Dom be­suchten, kam es zwischen den beiden zum Rangstreit. Im Laufe der gegenseitigen Vorhaltungen offenbarte Kriemhild ihrer Rivalin, was in deren zweiter Hochzeitsnacht tatsächlich vor sich gegangen war. Als Brunhilde dies nicht glauben woll­te, zeigte ihr Kriemhild die beiden Trophäen, die Siegfried mitgenommen und später seiner Frau geschenkt hatte.

Hagen von Tronje, ein getreuer Gefolgsmann Gunthers, setzte nun alles daran, die Ehre seiner Herrin wieder herzu­stellen und deren Schmach zu rächen, indem er Siegfried nach dem Leben trachtete.

Einst aber hatte Siegfried einen Drachen besiegt und dann in seinem Blut gebadet, wodurch sein Körper unver­wundbar geworden war. Beim Baden war jedoch ein Linden­blatt zwischen seine Schultern gefallen und hatte verhindert, dass sich auch dort die schützende Hornhaut ausbreiten konnte. Wer ihn also töten wollte, musste ihn an dieser Stel­le treffen.

Um hinter das Geheimnis zu kommen, ließ Hagen einen feindlichen Angriff vortäuschen. Mit der Begründung, ihren Mann dadurch besser schützen zu können, brachte er Kriemhild dazu, Siegfrieds verwundbare Stelle durch ein Kreuz auf seinem Gewand zu kennzeichnen. Als dieser sich niederbeugte, um aus einer Quelle zu trinken, erstach Hagen ihn hinterhältig.

So verlor Kriemhild ihren geliebten Mann und sann nun ih­rerseits auf Rache. Die Gelegenheit dazu kam, nachdem der Hunnenkönig Etzel um sie geworben und sie dessen Ehefrau geworden war. Angeblich aus Sehnsucht nach ihren Verwand­ten veranlasste sie, dass Etzel einige Jahre später ihren Bruder Gunther und dessen Hofstaat nach Ungarn einlud, wo die Re­sidenz des Hunnenkönigs lag. Allen Warnungen Hagens und eigener Bedenken zum Trotz, machten Gunther, seine Brüder und ihr Tross sich auf die weite Reise.

Von ihrem Gastgeber und seinem berühmten Vasallen Die­trich von Bern wurden die Burgunder ehrenvoll empfangen und bewirtet. Kriemhild jedoch unternahm vielerlei Anstren­gungen, um des verhassten Hagen habhaft zu werden. Aber ihre Brüder weigerten sich, die Gefolgstreue zu brechen und den bewährten Mitstreiter zu opfern.

Es kam zu Kämpfen zwischen Burgundern und Hunnen sowie deren Verbündeten. Immer mehr eskalierten die Ausei­nandersetzungen und endeten in wilden Gemetzeln. Dabei wurde auch Kriemhilds und Etzels kleiner Sohn Ortlieb durch Hagen getötet.

Schließlich brachte Dietrich von Bern den gefesselten Ha­gen zu Kriemhild und nahm ihr das Versprechen ab, dessen Leben zu schonen. Kriemhild bedrängte Hagen, ihr zu verra­ten, wo er den Nibelungenschatz, den er nach dem Mord an Siegfried an sich gerissen, im Rhein versenkt habe. Als der sich weigerte, sein Geheimnis preiszugeben, hieb Kriemhild ihm den Kopf ab. Dietrich von Berns Waffenmeister Hildebrand sah dies, stürmte empört hinzu und stach mit seinem Schwert nun auch Kriemhild nieder.

Nur König Etzel, Dietrich von Bern und Meister Hildebrand überlebten. So führte eine große Liebe zu einem tragischen Ende und zog viele Unschuldige mit in den Tod.

*****

entnommen: Florian Russi (Hrsg.), Reden wir von der Liebe, Bertuch Verlag Weimar 2007, S. 26 ff.

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