Die Ankunft der heiligen drei Könige an der Geburtsstätte Jesus wurde vielfach in der Literatur verarbeitet. Der deutsche Literaturhistoriker und –kritiker August Wilhelm von Schlegel griff die Thematik in dem vorliegenden Sonett ebenfalls auf. Beschrieben wird die Wanderschaft der Könige mit dem Ziel, die wahre Weisheit zu finden. Geleitet von dem Stern ziehen sie nach Bethlehem und finden dort in einer Futterkrippe den Sohn Gottes vor, welchem sie sogleich ihre Ehre erweisen.
Carolin Eberhardt
Aus fernen Landen kommen wir gezogen;
Nach Weisheit strebten wir seit langen Jahren,
Doch wandern wir in unsern Silberhaaren.
Ein schöner Stern ist vor uns hergeflogen.
Nun steht er winkend still am Himmelsbogen:
Den Fürsten Juda’s muss dies Haus bewahren.
Was hast du, kleines Bethlehem, erfahren?
Dir ist der Herr vor allen hochgewogen.
Holdselig Kind, lass auf den Knie’n dich grüßen!
Womit die Sonne unsre Heimat segnet,
Das bringen wir, obschon geringe Gaben.
Gold, Weihrauch, Myrrhen, liegen dir zu Füßen;
Die Weisheit ist uns sichtbarlich begegnet.
Willst du uns nur mit einem Blicke laben.
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Vorschaubild: Adoración de los Reyes Magos (Die Anbetung der Könige), 1568, Urheber: El Greco via Wikimedia Commons Gemeinfrei.