Hier nun tritt eine weitere Symbolgestalt der Osterbräuche hervor - der Osterhase. Als österlicher Eierbringer im Kinderglauben wie erwähnt im 17. Jahrhundert eingeführt, trat er erst im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts seinen volkskulturellen Siegeszug an - die illustrierten Osterhasenbücher sowie vor allem die Süßwaren- und Spielzeugindustrie haben kräftig mitgeholfen, ihn, den zuvor außerhalb vom Oberrhein, dem Elsass und der Pfalz zunächst noch Unbekannten, zur populären Zentralgestalt des Festes zu machen, zumindest für Kinder.
Es gibt zwei Orte in Deutschland, Eibau im Osten von Sachsen und Ostereistedt in Niedersachsen, die sich als einzige „Hasen-Postämter" der Welt verstehen und jährlich Zehntausende von bunten Kinderbriefen und Karten empfangen, aus vielen Regionen der Welt, und die versprechen, alle Post, ob Kummer oder Wünsche, auch zu beantworten.
Neben dem Osterei selbstverständlich, das inzwischen auch durch das Schmücken von Eierbäumchen in Vorgärten und Wohnzimmern lange vor der Karwoche öffentlich sichtbar wird, von den Auftritten in den Supermärkten schon kurz nach Weihnachten ganz zu schweigen. Auf kirchlichen Brauch gehen auch die besonders in Norddeutschland und im Harz üblichen Osterfeuer beziehungsweise Osterräder zurück. das Abbrennen eines Holzstoßes am Abend des ersten Ostertages oder in der Osternacht Für ein konstanteres Traditionsmuster liegen erst seit dem 15. Jahrhundert Belege vor.
In der katholischen Lausitz erhielt sich das Osterreiten, das in früheren Praktiken des Flurumritts gründet. Am Ostersonntag kann man dabei in der Gegend um Wittichenau oft mehr als 1 000 Reiter auf prächtig geschmückten Pferden mit den Kirchenfahnen in der Hand bewundern.
Zu den inzwischen weitgehend verschwundenen und früher vor allem im ländlichen Raum vorkommenden Kulturphänomenen gehört die folgende Vorstellung, die in katholischen Gegenden stärker als im Gebiet des Protestantismus ausgeprägt war: Das als heilkräftig und magisch geltende Osterwasser, Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit, muss in der Nacht zum Ostersonntag, gern in der Mitternachtsstunde oder vor Sonnenaufgang, von jungen Mädchen schweigend aus einem fließenden Wasser gegen den Strom geschöpft und still nach Hause gebracht werden. Konnte das Mädchen aber seine Zunge nicht hüten, hatte sie Plapperwasser geholt und wurde verhöhnt.
Das Wasser ist auch in einem anderen Brauch zentral - im Schmücken der Dorf-, Orts- und Stadtbrunnen mit ostereierverzierten Girlanden oder mit bändergeschmückten Bäumchen am Palmsonntag. Diese »Osterbrunnen« sind heute vor allem noch in der Fränkischen Schweiz und in Schwaben üblich und bezeugen vor allem auch die Dankbarkeit für das Wasser als Spender des Lebens, besonders in wasserarmen Gegenden.
Wenn wir noch einen Schritt weitergehen, sind wir bei einem weiteren schönen Brauch, dem Osterspaziergang.
*****
Bildquellen:
Vorschaubild, Der Osterhase von ItsLassieTime via Wikimedia Commons, gemeinfrei
Der Gang nach dem Osterwasser von W. Stöwer aus dem jahr 1893, gemeinfrei