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Bernhard Beskow/Übersetzung Nadine Erler

Erinnerungen an Goethes Weimar

Ein Reisebericht aus dem 19. Jahrhundert

Der schwedische Historiker und Dramatiker Bernhard Beskow besuchte in jungen Jahren Weimar. In seinen Reiseberichten schildert er seine Eindrücke und Erlebnisse. Die Bekanntschaft mit Goethe beeindruckte ihn am meisten. Die deutsche Übersetzung wurde von Nadine Erler vorgenommen. 

Imperia

Imperia

Florian Russi

Die Macht und das Laster

 

An der Hafeneinfahrt von Konstanz steht seit 1993 die stattliche Figur einer selbstbewussten Frau. Innerhalb kurzer Zeit ist sie zu einem Wahrzeichen der Stadt am Bodensee geworden, obwohl sie weder eine Heroin darstellt noch einen Wert oder eine Tugend symbolisiert. Im Gegenteil. Die Dame mit dem Namen Imperia repräsentiert eine Prostituierte. Sie erinnert in satirischer Form an eines der bedeutendsten Ereignisse in der Konstanzer Stadtgeschichte, an das Konzil, das vom 5. November 1414 bis 22. April 1418 stattfand.

Dieses „Konzil von Konstanz" gehört zu den wichtigsten Begebenheiten in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche. 600 kirchliche Würdenträger waren damals in Konstanz zusammengekommen, um die seit 1378 andauernde Spaltung der Kirche, das „Große Abendliche Schisma" zu beenden, Reformen in der kirchlichen Struktur zu beschließen sowie einige wichtige Glaubensfragen verbindlich zu regeln.

 

Konzilsgebäude in Konstanz
Konzilsgebäude in Konstanz

Es handelte sich um jene Kirchenversammlung, bei welcher der Kirchenreformator Johannes Hus verurteilt und auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Einberufen hatte das Konzil der „Gegenpapst" Johannes XXIII. auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund. (Dem Gegenpapst wurde die Papstwürde später von der Kirche offiziell aberkannt. So konnte im Jahr 1962 ein in der Kirchenhierarchie offiziell anerkannter Papst Johannes XXIII. eine weitere wichtige Kirchenversammlung, das 2. Vatikanische Konzil, einberufen.)

Nach Konstanz zog es damals nicht nur die 600 Geistlichen und deren Bedienstete. Auch viele Ordensbrüder, Wissenschaftler, Kaufleute, Händler, Dienstleister und deren Gefolge, insgesamt zwischen 50.000 und 70.000 Menschen, kamen in die Stadt, die damals nur 6 - 7.000 Einwohner zählte.

Da, wo getagt, verhandelt und gestritten wird, ist meist auch der Bedarf nach Ablenkung oder Ausschweifung gegeben. Um ihn zu befriedigen, nahmen auch rund 700 Prostituierte vorübergehend in Konstanz ihren Wohn- bzw. Liegesitz. Wie berichtet wird, hatten diese Damen ordentlich zu tun. So wundert es nicht, dass über diesen Aspekt des religiösen Treffens viel gelästert und Kritik geübt wurde.

Die „Imperia", ein Werk des Bildhauers Peter Lenke, stimmt in diese Lästerung ein. Die neun Meter hohe Beton-Statue hält in ihrer rechten Handfläche die zwergenhafte Figur eines Mannes mit Krone und in der linken ein Männlein mit einer Tiara, der Papstkrone, auf dem Kopf. Beide Männer sind nackt. Zusammen mit Imperia symbolisieren sie die Mächte, die auf dem Konzil die herausragenden Rollen spielten: Papsttum und Kirchenhierarchie, königliche Herrschermacht und nach Meinung der Kritiker mehr noch das unvermeidliche Laster, die gewerbsmäßige Unzucht.

 

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Fotos: Florian Russi

Imperia

Hafenstraße
78462 Konstanz

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