Ein stolzes Kriegsross wurde im Kampf tödlich verletzt. Es fiel zu Boden und blieb auf dem Schlachtfeld liegen. Bald darauf begann es zu faulen und zu verwesen. Das nutzte ein Schwarm von Wespen, der sich in dem Kadaver einnistete und seine Eier legte. Als die jungen Wespen ausgeschlüpft und flügge geworden waren, erzählten die älteren ihnen die Geschichte von dem stolzen Streitpferd. „Oh", riefen sie nun ebenfalls voller Stolz, „dann sind wir ja göttlicher Herkunft. Das prächtigste unter allen Rössern, ein Liebling des Gottes Neptun, ist unser Erzeuger".
Das hörte ein Fabeldichter und dachte an die Menschen, die heute im Gebiet des alten Römerreichs leben. Auch sie behaupten gerne von sich, die Nachkommen des einst so ruhmreichen Volkes der Römer zu sein.
Fazit: Einer lebt vom anderen, das heißt aber nicht, dass er auch dessen natürlicher Abkömmling wäre.
nacherzählt von Florian Russi
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Teaserfoto: pixabay, aus zwei Bildern zusammengefügt und neu bearbeitet von Kati Spantig, Urheber der Bilder: ClkerFreeVectorImages (Pferd) und OpenClipartVectors (Wespen) - gemeinfrei, kein Bildnachweis nötig